Mein erstes selbstgebrautes Bier

 April 2009


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Ausgangssituation

Bier ist lecker. Und man kann es selber brauen.
Das habe ich in einem Braukurs im Sommer letzten Jahres mit großen Freuden feststellen können. Die Freude wurde während des Kurses durch unbegrenzte Mengen des Endproduktes zusätzlich vergrößert.  

  Da mir allerlei Gerätschaften fehlten, habe ich den zum Bierbrauen recht günstigen Winter verstreichen lassen. Ich hatte zwar schon vier Kisten Bügelflaschen ausgetrunken und immer sofort gespült. Die waren also bereit.  

  Irgendwann habe ich dann beschlossen: Das wird erstmal nix mit dem Brauen und die leeren Pullen zurückgebacht.  

  Was soll ich sagen - am nächsten Tag bekam ich ein Brauset geschenkt!  

  Also habe ich wieder Bügelpils getrunken und mir eine leere Kiste in der Verwandschaft geschnorrt. Nachdem ich auch noch Omas Einkochautomat zur Verfügung hatte, musste es losgehen - Das geschrotete Malz wird ja nicht jünger!  

 
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Rechtliches
Vorbereitung
Maischen
Läutern
Würze kochen
Würze filtern
Kühlen
Hefe
Bierkiste vorbereiten
Abfüllen
Nachgärung
Bierprobe


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Rechtliches

Deutschland ist das Land der Biertrinker - klar, dass der Staat da ein Auge drauf hat, wer sowas herstellt. Bevor man also loslegt, muss daher das zuständige Hauptzollamt formlos über den Brauort und die Braumenge informiert werden. Solange man unter 200Liter im Jahr bleibt und nur zum persönlichen Gebrauch braut, ist's aber steuerfrei. Am Besten ist, beim ersten Mal vorher dort anrufen. Bei Hobbybrauern sind die allgemein angeblich recht locker drauf. In meinem Fall war alles super easy. Hier mein Entwurf für eine Hauptzollamtsbierbrauerklärung:  

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Vorbereitung

 

  Beim Maischen muss man stundenlang im Kochbottich rühren. Das kann man von Hand machen, ist aber lästig.  

  Aus dem Motor der Kugelmühle und ein wenig Alu-Blech wurde mit Popnieten ein prima Rührer.  

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Um zu testen, ob der auch ordentlich rührt, habe ich erstmal mit klarem Wasser und Mais geprobt, denn später rührt der im Trüben.  

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Das sah ganz gut aus, aber bei höheren Temperaturen tropfte Kondenswasser vom Motor. Da muss noch eine Abdeckung dran.  

  Omas Einkochbottich hat 800W. Damit kriegt man den Kram kaum zum kochen. Ein Tauchsieder dient als Hilfsheizung.  

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Und der Bottich wird schön in ein Bettzeug eingepackt.  

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Maischen

 

  Bei 60° Wassertemperatur (7,5 Liter) kommt das Malz rein  

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Laut Rezept brauche ich 2Kg Malz. Ich habe aber 2,6Kg.  

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Viel hilft viel. Das gibt ordentlich Stammwürze und verspricht einen schön hohen Alkoholgehalt!  

  Im Topf gibt das eine prima Pampe und der Rührer hat ordentlich zu ackern.  

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Nun 30 Minuten die 60° halten (Beta-Amylase)  

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Anfangs mit Hilfsheizung, um schnell wieder auf 60° zu kommen.  

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In der Zeit koche ich schon mal die Windeln aus, die später als Filter dienen. Zumindes eine davon sollte steril sein.  

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Der Motor hat nach wenigen Minuten erheblich weniger zu ackern.  

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Nach 30 Minuten erhöhen auf 70 Grad.  

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Nun 25 Minuten bei 70 Grad (Alpha-Amylase)  

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Jetzt erhöhen auf 78 Grad.
Damit nicht soviel Wärme flöten geht, kommt eine Abdeckung drauf.  

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  Der Motor wird gut warm. Also mal messen:  

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Kurz vor Ende kommt der Rührer raus und ich rühre von Hand, bis ich bei 78° bin.  

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Jetzt haben die Enzyme im Malz die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt. Der ganze Aufwand erzeugt also süßes, heisses Wasser.  

 
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Läutern

 

  Das ist im Prinzip ein Filtern. Dazu kommt die Windel in ein Plastiksieb (Schüssel mit vielen Löchern unten drin).  

  Da ich keinen Läuterbottich habe, misbrauche ich eine Waschschüssel. Darin steht der Filter und da rein kommt die heisse Maische:  

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Die Wanne steht schräg und ich muss mühsam das rauslaufende Zuckerwasser rausschöpfen.  

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Anfangs kommt der Kram recht trüb - das kippt man oben wieder vorsichtig rein. Der Treber (die festen Bestandteile) bildet irgendwann einen sehr feinen Filter und die Flüssigkeit ist klar.  

  Wenn der Treber trocken wird, wird mit 80° heissem Wasser (6,5 Liter) nachgeschwänzt. Immer schön Liter für Liter.  

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Damit wird der restliche Zucker aus dem Malz gewaschen. Durch die doofe Windel hat sich der Filter total zugesetzt. Das Läutern hat damit ewig gedauert und ich habe zwischendurch die Windel mal anheben oder den Treber bewegen müssen, damit sich was tat. Dann kam aber immer trübes Zeug mit raus. Ok, wird's halt ein Zabex-trübe-Tasse Bräu.  

  Nach 2,5 Stunden hatte ich endlich knapp 9 Liter zusammen. 13,5 Liter hatte ich angerührt.  

  Die kommen wieder in den Kochapparat.
Um noch ein paar Tropfen mehr zu kriegen, habe ich das Sieb oben drauf gesetzt. Während der Kocher aufheizt, tropft hie und da noch ein wenig Zuckerwasser in den Topf.  

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  Eins ist klar: beim nächsten Brauen HABE ich einen Läuterbottich - schön mit Lochblech als Filter. Sowas hier tue ich mir nicht nochmal an!  

 
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Würze kochen

 

  Während die Suppe in Richtung 100 Grad aufheizt, wiege ich schon mal den Hopfen ab.  

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10g am Kochanfang, 4g nach 30 Minuten und 2,5g nach 50 Minuten.  

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Der Rührer wird nicht mehr gebraucht - hat aber deutliche Gebrauchsspuren. Warum ist der teilweise so schwarz?  

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  Die Sache geht nicht voran. Also die Zusatzheizung rein.  

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Und einen Teildeckel drauf  

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Nachdem ich so 15 Minuten gekocht habe, war die Küche vernebelt. Großer Quatsch, das gute Wasser zu verdampfen. Ich habe sowieso zu wenig Flüssigkeit.
Deckel drauf und gut!  

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  Die Zeit vergeht schnell, wenn man sich amüsiert.  

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Aber nun ist die Suppe fertig. Hm - lecker!  

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Würze filtern

 

  Der Hopfen und ausgeflocktes Eiweiß müssen raus. Dazu dient wieder das Windelsieb. Da ab jetzt alles steril bleiben muss, kommt die Waschschüssel nicht in Frage.
Das Sieb passt ja prima auf den Kochbottich, also wird erstmal umgefüllt.  

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Äh - mit Kelle? Oder schütten?  

  Nö - mit Schlauch!  

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Dann den Kochbottich reinigen und das Sieb drauf.  

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Nun den Saft rein schütten  

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Läuft viel besser durch, als mit dem ollen Treber.  

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Apropos Treber: soviel ist von dem Kram übrig (prima Hühnerfutter):  

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  Jetzt das Fass reinigen und wieder zurück mit der gefilterten Würze:  

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  Das Fass hat nun grade noch 8 Liter Flüssigkeit.  

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Kühlen

 

  Dazu kommt das Fass in die kalte Badewanne.  

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Jetzt heisst es ein paar Stunden warten, bis die Flüssigkeit 20° hat.
Nun kann die Stammwürze gemessen werden. Die Spindel zeigt irre Werte:  

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Hoppla - das ist reichlich! 12 Prozent waren anvisiert...  

  Ich weiß nicht, ob ich jetzt einfach abgekochtes Wasser zugeben kann, um auf 12 Prozent zu verdünnen. Dann hätte ich zumindest die anvisierte Menge von 10 Litern erreicht.  

  Versuch macht klug: ich brau mir jetzt ein Starkbier. Wasser kann ich dann ja dazu trinken...  

 
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Hefe

Ich habe mich bei meiner Literzahl für 5g Hefe entschieden.  

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Dieses ist eine obergärige Hefe - das heisst, sie wird am Ende der Hauptgärung oben schwimmen. Das Pulver muss eine Stunde oder 2 in einem Viertelliter der auf 20° temperierten Würze angesetzt werden. Dabei muss ordentlich Sauerstoff reingerührt werden, damit die kleinen Biester sich schön vermehren.  

  Bevor die Hefe in das Fass kommt ist noch einiges zu tun: Etwa 10% der Würze müssen steril abgefüllt werden. Bei mehr als 12% Stammwürze entsprechend weniger.  

  Ich habe 550ml abgefüllt und eingelagert.  

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  Die Hefe braucht Sauerstoff um sich zu vermehren. Dazu wird unten aus dem Hahn ein halber Liter abgezogen und mit Schmackes wieder oben reingeplörrt. Und dass so oft, bis man ein gutes Sauerstoffgefühl hat.  

  Davon gibt's kein Bild - ich wollte einfach nur noch fertig werden.  

  Das Ende eines 10-stündigen Brautages ist nun ein Fass, welches bei 15-18 Grad Raumtemperatur eine Woche die Hauptgärung vollzieht.  

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Erst vermehrt sich die Hefe (solange Sauerstoff da ist), anschließend baut sie den Zucker in Alkohol um. Hefe ist schon toll!  

  Das mit der Sterilität ist an einigen Stellen schief gegangen. Der Ansatzbecher der Hefe war nicht ausgekocht und das Thermometer hat bestimmt auch prima Keime übertragen. Auch das Sauerstoff-Reinplörren kann da nicht gesund sein. Ob sich nun fiese unbeliebte Bakterien eingenistet haben, wird man erst in 4 Wochen wissen, wenn das erste Bier fertig ist.  

 
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Bierkiste vorbereiten

Ich werde eine Flaschengärung machen, da ich noch keinen Gärtank und keine isobare Abfüllanlage besitze. Dazu müssen Flaschen und Verschlüsse steril sein.  

  Die Deckelgummis werden in verdünntem DanKlorix eingelegt, die Flaschen mit einem Schuss dieser Lösung gefüllt und kräftig geschüttelt.  

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Das Ganze lasse ich dann einen halben Tag stehen. Da es tierisch nach Chlor riecht, muss es in der Garage wirken.
Irgendwie muss das Zeugs aber auch wieder raus, denn ich will kein Schwimmbadwasser trinken! Dazu habe ich flugs eine Spritzdüse gedreht (und anschliessend doppelt so lange gebraucht, literweise Kunststoffspäne aus der Maschine zu pulen).  

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Die Düse kommt an den Gartenschlauch, der wird zwischen zwei Terrassenbrettern eingeklemmt und spritzt über 10m hoch:  

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Nun wird Pulle für Pulle ausgespült. Einer bedient den Wasserhahn, einer hält die Pulle auf die Düse  

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und läßt dann den Kram rausgluckern.  

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Nachdem die Flaschen ein paar Stunden verkehrt rum in der Kiste gesteckt haben, werden sie bei 150° in 15-20 Minuten schön knusprig braun gebacken:  

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Die Gummis nehmen derweil ein heißes Bad. Natürlich mit Deckel drauf - aber dann sieht man nix.  

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Jetzt kommt der fummelige Teil: Die Gummis müssen auf die heißen Flaschen gezogen und diese dann sofort verschlossen werden. Das geht mit einem Handschuh und einer geschickten linken Hand, aber leider ist (Aua) meine Hand nicht immer geschickt genug gewesen.  

 
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Abfüllen

 

  Die Theorie:  

  Nach 1 Woche kommt die Würze aus der Flasche (Speise genannt) vorsichtig ohne umrühren dazu. Die tote Hefe der Hauptgärung hat sich dann am Boden abgesetzt (untergärig) bzw. schwimmt oben auf (obergärig) und soll nicht aufgewirbelt werden. Das Zeug vermischt sich innerhalb von Minuten selbst und dann wird die Brühe in ausgekochte Bügelflaschen abgefüllt.  

  Die Idee dahinter ist:
Die Hefe frißt dann den Sauerstoff, der noch oben im Flaschenhals ist. Dabei vermehrt sie sich. Wenn sie keinen Sauerstoff mehr kriegt, fängt sie aus Langeweile an, Kohlendioxid zu produzieren.  

  Somit ist der unerwünschte Sauerstoff raus und es wird prima Druck aufgebaut. Irgendwie absolut genial, diese Hefetierchen!
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  Da ich nicht sicher war, wie ich die Speise in das vergorene Zeug kriegen soll, ohne die Hefe aufzuwirbeln, habe ich sie einfach exakt dosiert einzeln in die Pullen getan. Der Dreisatz gab mir rund 22ml vor. Das wird einfach mit 2 Spritzen dosiert:  

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Ein wenig Mehrarbeit ist es schon  

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Bierabfüllen macht aber Spaß!  

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Ach ja, wie sieht's überhaupt mit der Stammwürze inzwischen aus?  

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Fünf Prozent. Das klingt vielversprechend. Eine Kostprobe ergab: Jau-Allohol is drin! Und der Geschmack geht in Richtung Bier. Bisher ist's also nicht sauer geworden. Das macht Hoffnung!
Fehlt nur noch CO2.
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Nachgärung

 

  Einen Tag bleibt die Ausbeute von 22 Pullen nun noch im Warmen  

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Nun geht's bei 1-4 Grad in den Kühlschrank.  

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Bei der Menge hat der Kühlschrank mächtig zu kämpfen und packt am ersten Tag die 4 Grad nur so grade:  

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Aber schon am nächsten Tag bleibt er total cool:  

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  Seufz - jetzt muss der Spaß 3 Wochen Winterschlaf halten.  

  Hach - watt 'ne lange Zeit.
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Bierprobe

 

  Die drei Wochen sind um. Nun wird probiert.
 

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Hm, ist fast wie Bier. Durchaus trinkbar, aber bei 4 Grad ein wenig zu kalt. Und es hat zuwenig Kohlensäure.
An der Temperatur läßt sich ja was machen - das mit der Kohlensäure ist ärgerlicher.  

  Aber irgendwie ist die Suppe doch recht lecker. Also: kommt alles auf die Umstände (und die Menge an)! Einige Pullen sind nämlich besser. Muss ich halt alle durchprobieren. Manche ploppen beim öffnen doch ganz gut (freu!).  

  Dazu mach ich's mir halt gemütlich:
Es ist Mitte Mai. Das Wasser im Planschbecken hat grade mal Kellertemperatur:  

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Da nehme ich mir mal Pulle Nr. 14  

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Scheiße, ist das kalt! Und schon ist der niedrige Kohlensäuregehalt nicht mehr das Problem...  

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Wird fortgesetzt, wenn ich nochmal brauen sollte (und das Wetter wärmer ist)...
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Aber der Seitenquelltext (strg-U) sieht auch interessant aus, zumindest wenn man ihn mit einem Monospace Font in sehr kleiner Schriftgröße betrachtet.

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