
  
Ich habe oft Festplatten zu kopieren. Das führt jedes Mal dazu, dass ich aus Kartons oder CD-Hüllen kleine Türmchen baue, um beide Platten an den IDE-Controller und irgendwelche freien Stromversorgungsstrippen anschließen zu können. Dann boote ich ein Knoppix von CD und kopiere mit dem Befehl dd if=/dev/hda of=/dev/hdb eine Platte auf die andere. Dazu muss meist noch ein Jumper auf der Zielplatte von Master auf Slave umgesteckt werden (sofern er nicht auf Cable-Select steht).
Irgendwie total unkomfortabel. Und wenn man mal bei Anderen ist, schauen die argwöhnisch, was ich da rumfrickel.
Das müsste sich alles austomatisieren lassen - und portabel sein!
Jetzt bau ich mir eine (papierlose) Kopiermaschine - mit komfortabler 1-Knopf Bedienung!
  Um portabel zu sein, muss alles in 
einen Koffer passen. Ich            nehme mal diesen hier (für schlappe 8,80 Euro aus hochwertig 
Aluminium-beschichteter         Presspappe): 
  
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 Da rein muss ein PC. Damit der festen Boden unter den Füßen hat, hab ich aus einem Gehäuse mit Wasserschaden (Nein, nicht meine WaKü!) mit der Flex ein passendes Stück des Motherboard-Trägers rausgeschnitten und gegen den Rost hübsch grau grundiert.
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 Aus dem Koffer wurde der Teppich passend rausoperiert,
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und dann mit ordentlich Silikon die Blechplatte implantiert. Ich hätte Chirurg werden können!
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Als Motherboard hab ich so ein süßes kleines Asrock mit einem AMD-Sempron 64 boxed (2600+) genommen. Das sollte an Rechenleistung hinlangen!
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 Das Board hat für mich den Vorteil, dass die IDE-Anschlüsse nebeneinander liegen, denn ich will die Festplatten auch nebeneinander legen und beide als Master anschließen, um mir die Jumperumsteckung zu sparen. Die Handhabung mit den ollen IDE-Kabeln ist so auch viel einfacher.
Da ich beide IDE-Steckplätze für die HDDs benutzen will, muss von Diskette gebootet werden. Um nur einen dd-Befehl auszuführen (Linux Befehl zum kopieren), sollen 1.44MB ja wohl reichen.
Die Festplatten kommen auf einen stabilen Alu-Tisch, in den ich noch ein 4x20Zeichen Display eingebaut habe. Daneben stapeln sich Diskettenlaufwerk und Netzteil - Auch mit satt Silikon verkleistert.
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Da es unter dem Alu-Tisch heiß her gehen könnte, schiebt ein kleiner Lüfter eine kühle Briese durch den Unterbau.
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 Dem Display habe ich mit einem PIC eine serielle Schnittstelle verpasst. Damit benimmt sich das Teil nun ein wenig wie ein Terminal, wobei überlange Zeilen automatisch langsam hin- und hergescrollt werden. Das Teil ist einfach an COM1 des Motherboards angeschlossen.
Hier ein Blick unter die Haube:
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 Links      sieht man das 
Stützblech,    welches die IDE-Kabel daran hindert, sich auf den           Prozessorlüfter 
zu legen. 
 Rechts oben die Platine mit der Display-Ansteuerung.  
Nach dem Aufklappen des Kofferdeckels sieht das nun so aus:
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 Jetzt muss man nur die Stromversorgungskabel rausziehen und die 2 Festplatten anschließen - das Original nach links, die leere Platte nach rechts und den Netzschalter einschalten.
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 Jetzt bootet ein Linux, kopiert selbstständig die Platten und versetzt sie anschließend automatisch in den Schlafzustand. Auf dem Display kann man dabei den Ablauf mitlesen. Wenn dort ****FERTIG**** steht, schaltet man wieder aus und klemmt die Platten wieder ab. Deckel zu - und fertig!
Eine 40GB Platte hat nun nach ca. 20 Minuten eine Zwillingsschwester!
          
          
Mittels Linux-Bootdisk-Howto   hab ich mir Ruck-Zuck 
eine Linux-Bootdiskette     erstellt. Der Kernel (2.4) wurde dazu eigens        mit nur dem allernötigsten 
neu compiliert und                                                  direkt mit dd auf Diskette 
geschoben. Alle                                                     wichtigen Ausgaben werden 
mit dem  tee             Befehl sowohl auf einem möglicherweise   angeschlossenen 
Monitor, wie auch           auf der seriellen Schnittstelle ausgegeben          und auf dem Mini-Display 
angezeigt. 
             Die Root-Disk hab ich von Hand angelegt             (so was wie /etc, 
/bin, /dev) und             auch nur das Nötigste rein getan.  
Der Script für den Kopierablauf steht in /etc/rc, welches direkt aus /etc/inittab aufgerufen wird. Sonst steht nix in der inittab. Einloggen kann man sich auf der Mühle also nicht - wozu auch?
Auf meinem Testrechner hat das alles prima funktioniert. In meinem Koffer kam dann die große Überraschung: Das Motherboard hat einen nVidia-Chipsatz, der vom Kernel nicht richtig unterstützt wird. Genauer gesagt funktionierte die DMA-Unterstützung nicht. Das bedeutet, dass die Festplattenkopie für eine 40GB Platte etwa 6 Stunden dauerte. Ich könnte fluchen!
  Also hab ich nächtelang Kernel mit den verschiedensten 
Optionen compiliert und - erfolglos - getestet. 
 Fast hätte ich aufgegeben, denn auch 
die Knoppix-DVD 4.0 lieferte bei  hdparm -d /dev/hda  irgendeine DMA-GEHT-NICH Meldung. 
 Zufällig                                                              kam mir dann 
aber eine                                                                       Knoppix 4.02 
in die Hände,  welche problemlos lief.  
Hoffnung!
  
Also den            Kernel 2.6.12 gesaugt, kompiliert - Mist Kernel zu groß. Nochmal alle 
Optionen            durchforstet, wo man noch was abspecken kann und nochmal probiert. Statt 
zu booten           meldete der Rechner: Direktes Starten wird vom Kernel nicht mehr unterstützt. 
Benutzen            Sie einen Bootmanager. 
 Schönen Dank auch! 
 Also Lilo gesaugt 
(Das kenn'          ich halt; in Grub müsste ich mich einarbeiten). Alles zurechtkonfiguriert 
und festgestellt,   dass  /boot/boot.b  auf meinem Rechner fehlt. Klar, ist ja von Hause 
aus Grub            drauf. Also LiLo neu installiert - ohne Erfolg, boot.b fehlte immer noch. 
 Im                                             Internet gesucht - nix is. Der Kram ist tief 
in irgendwelchen                                    alten Paketen vergraben. 
 Zum Glück 
steht in            der Firma ein alter PC mit SuSE 7.3 drauf - man soll halt nix wegschmeißen! 
Von dem             hab ich mir ein Diskettchen mit dem Bootloader gezogen.  
Und siehe da: Es läuft!
Auf der Diskette sind jetzt noch etwa 6KB von 1440KB frei - Puh, dass war knapp!
  Jetzt musste ich nur 
noch die            Ausgaben des eigentlichen Kopiervorgangs besser an das Display anpassen. 
 Um             ein Vorstellung für die Kopierdauer zu bekommen, werden erstmal 100MB 
kopiert             und dann die Datenrate ausgegeben. Anschließend wird die momentane 
Uhrzeit             angezeigt und dann die ganze Platte kopiert. Am Ende werden beide Platten 
automatisch                                                                     abgeschaltet. 

  
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